Rollsaum mit der Nähmaschine nähen: Die wichtigsten Tipps
von Sabine Schmidt
Rollsaum mit der Nähmaschine nähen: Ein maschinengenähter Rollsaum ist ideal für feine Stoffe wie Organza, Seide, Viskose oder Tencel. In dieser Anleitung zeige ich dir, wie’s funktioniert.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Einen Rollsaum kannst du ganz einfach mit dem Rollsaumfuß deiner Nähmaschine nähen
- Mögliche Stiche: Geradstich, Overlockstich, Zickzackstich, Bogenstich
- Man kann den Rollsaum auch mit der Hand umfalten und ohne Rollsaumfuß abnähen
- Es hilft, den Stoff vorab mit Stärke oder Stoff-Festiger vorzubehandeln und zu verstärken
- Tipp: Lies auch meine Anleitung, wie du einen Rollsaum mit der Overlock nähen kannst
Was ist ein Rollsaum & wofür ist er gut?
Ein Rollsaum ist ein besonders schmaler, unauffälliger Saum, der meist nur 2 – 6 mm breit ist. Er kommt vor allem bei sehr feinen, dünnen Stoffen zum Einsatz: Seidenblusen, Viskose-Tuniken oder Organza-Kleider werden oft ebenso wie feine Schals und Tücher mit einem schmalen Rollsaum eingefasst.
Der Vorteil eines Rollsaums ist, dass der Stoff gleichzeitig stabilisiert und der Saum am Umschlagen gehindert wird. Trotzdem behalten feine Stöffchen ihre Flexibilität und Duftigkeit.
Wie funktioniert ein Rollsaumfuß?
Ein Rollsaumfuß ist ein Nähmaschinenfuß, der mit einer Metallschnecke ausgerüstet ist. In diese Schnecke wird der Stoff eingelegt. Beim anschließenden Nähen wird die Stoffkante gleichzeitig doppelt umgefaltet und festgesteppt.
Auf der Unterseite hat der Rollsaumfuß eine kleine Aussparung, die den Fuß “in der Spur” hält, indem sie dem genähten Saum aufsitzt.
Die Breite der Aussparung gibt dir die Breite des fertigen Rollsaumes an.
Gibt es auch Rollsaumfüße für dicke Stoffe?
Es gibt Rollsaum- und Saumfüße für viele unterschiedliche Saumbreiten.
Grundsätzlich gilt: Je breiter die Schnecke, desto breiter der Saum. Und desto dicker können die Stoffe sein, die mit dem Saumfuß verarbeitet werden.
Wenn du oft und gerne Kleidung nähst und klassisch säumst, lohnt sich die Anschaffung eines Saumfuß-Sets, das sich einfach wie ein Nähfuß anklipsen lässt. Das lästige Bügeln und Stecken entfällt damit.
Welcher Stich eignet sich für Rollsäume?
Ganz klassisch werden Rollsäume mit einem längeren Geradstich (z. b. 2,5 – 3,5 mm) genäht. Aber auch ein überfangender Zickzack oder ein Overlockstich sind möglich. Wird ein weiter Overlock- oder Blindstich gewählt, kannst du damit eine schöne, dezente Bogenkante erzeugen.
Wie näht man einen Rollsaum mit der Nähmaschine?
Bügle den Stoff in der Breite des geplanten Rollsaumes (Rille auf der Unterseite des Rollsaumfußes ausmessen!) doppelt zur linken Stoffseite um. Und zwar ca. 10 cm ab Stoffkante.
Lege den Stoff unter den Rollsaumfuß, sodass der eingerollte Saum genau unter der Schnecke liegt.
Nähe mit einem Geradstich den Saum ein paar Zentimeter weit fest.
Schiebe die Stoffkante dann tief in die Schnecke hinein. Eine Pinzette oder ein Stiletto kann dabei helfen.
Die Stoffkante soll ungefähr dem Winkel der Schnecke entsprechen.
Halte den Stoff ein wenig unter Spannung und beginn zu nähen.
Am Ende angekommen lässt du den Stoff los. Den Rest des Saums erledigt der Rollsaumfuß ganz alleine.
So sollte es dann aussehen.
Rollsaum mit Zickzack-Stich nähen
Mit derselben Technik kannst du auch einen mit Zickzack überfangenen Rollsaum nähen.
Achte darauf, dass die Nadel in der rechten Position genau neben der Saumkante einsticht.
Ein Zickzack-Rollsaum ist ein wenig plastischer als ein Rollsaum mit Geradstich:
Aber auch wunderschön für feine Blusen und Tücher!
Kann man den Rollsaum auch über Seitennähte führen?
Na klar, das geht! Nähe bis kurz vor der Seitennaht. Bei einem dünnen Stoff kannst du die Nahtzugaben der Seitennaht einfach diagonal einkürzen.
Nähe den Rollsaum bis kurz vor der Seitennaht. Du kannst versuchen, den Stoff ganz normal in die Schnecke zu schieben. Geht das nicht, nimmst du den Stoff aus der Schnecke, rollst den Saum auf die gewünschte Breite um und steppst ihn ab. Dabei fungiert der Rollsaumfuß als einfacher Nähfuß.
Hast du die Seitennaht hinter dir gelassen, fütterst du den Stoff wieder in die Schnecke und nähst den Rollsaum weiter.
Wie kann man Anfang und Ende des Rollsaums nähen?
Wenn du einen Saum einmal rundherum genäht hast, kommt irgendwann der Moment, wo du wieder am Anfang ankommst.
Nähe bis es nicht mehr weitergeht. Nimm dann den Stoff aus der Schnecke, roll den Saum sauber ein und steppe einfach auf dem Saum weiter.
Statt zu verriegeln lässt du die Fäden auf der linken Stoffseite lang und verknotest sie ein paarmal. Das sieht sauberer aus als eine verriegelte Naht.
Wie kann man die Kanten feiner Stoffe stabilisieren?
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.
- Du kannst einen klassischen Stoff-Festiger verwenden. Er wird aufgesprüht und anschließend lässt du den Stoff flach liegend trocknen.
- Statt Festiger kannst du auch ganz normale Sprüstärke einsetzen.
- Ist ein Stoff bügelfest, kannst du die ersten Zentimeter des Saums mit einem dünnen Bügelvlies verstärken.
- Alternativ kannst du auch sehr gut ein Stück Papier unter den Stoff legen und nach dem Nähen abreißen:
Rollsaum ohne Rollsaumfuß nähen
Du besitzt keinen Rollsaumfuß? Oder hast Lust, mal etwas Neues ausuzprobieren? Dann trau dich einfach, den Rollsaum ohne Rollsaumfuß zu nähen!
Dafür wird der Saum einfach in der gewünschten Breite schmal zur linken Stoffseite umgebügelt. Zwischendurch immer mal wieder kontrollieren, ob die Breite auch stimmt.
Anschließend wird der Saum einfach mit einem schönen Geradstich Ton in Ton abgesteppt. Super schön und ganz einfach!
Besonders gut gelingt diese Technik übrigens bei einer festeren Baumwolle, die sich das Umfalten gut “merken” kann. 🙂
Ecken mit Rollsaum nähen
Wenn du die erste Kante gesäumt hast, begradige die Ecke ein wenig.
Falte dann den Saum der folgenden Seite auf die Breite der Rille im Nähfuß um und stecke ihn fest.
Beginne mit dem Nähen an der Stoffkante ohne den Stoff in die Schnecke zu fädeln.
Wenn die ersten Zentimeter Saum fixiert sind, fädelst du die Stoffkante wie gewohnt in die Schnecke und nähst den Saum zuende.
Jetzt steht deinen Näh-Projekten mit feinem Rollsaum nichts mehr im Wege! 🙂
Happy simple sewing,
deine Sabine
Häufig gestellte Fragen
Kann ich einen Rollsaum auch ohne Rollsaumfuß nähen?
Na klar, das funktioniert besonders bei eher festen Baumwoll- und Leinenstoffen sehr gut. Dafür wird der Saum schmal doppelt zur linken Stoffseite umgefaltet und festgesteppt.
Kann ich den Rollsaum auch mit Zickzackstich nähen?
Unbedingt! Damit wird der Saum etwas plastischer aber nicht weniger schön als mit Geradstich.
Für welche Stoffe eignet sich der Rollsaum?
Ganz klassisch für viele leichte bis mittlere Webstoffe wie Baumwolle, Popeline, Viskosestoffe, Tencel, Seide oder Canvas. Aber auch feine Chiffons und Organzas lassen sich wunderbar mit Rollsaum veredeln.
16 Antworten zu „Rollsaum mit der Nähmaschine nähen: Die wichtigsten Tipps“
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Hallihallo ☀️ habe das erste mal Rollsaum genäht, hauchdünner Chiffon. Hat meine vollste Konzentration erfordert, aber ganz langsam und mit Geduld super geworden. Nun aber soll mein Top einen Überhang bekommen und der ist unten „halbrund“. So habe ich nun schon zahlreiche Versuche hinter mir, aber die Rundung will nicht zufriedenstellend gelingen. Habt Ihr da bahnbrechende Tipps für mich? Dankeschön ☀️
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Hallo liebe Brigitte, ich weiß ja nicht, was du schon alles versucht hast, aber bei mir hilft es, die Stoffkante vorab mit Stärke zu festigen.
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Da ich noch nicht soviel Erfahrung mit anderen Nähfüßen habe, sind solche Tipps sehr wertvoll für mich! Vielen Dank!
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Das freut mich! 🙂
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Hallo Sabine, vielen Dank für deine Ausführung, es war sehr interessant.
Ich bin Anfängerin, muss noch einiges lernen. Vielen Dank, liebe Grüße Monika.-
Freut mich, dass du unsere Anleitungen magst, liebe Monika!
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Hallo, liebe Sabine, ich nähe schon seit der Grundschulzeit in den 60ern, aber seit dem damals üblichen Nadelarbeitsunterricht, bei dem wir noch an einer gefühlt 100 Jahre alten mechanischen Maschine lediglich für drei Monate eine Doppelstunde in 14 Tagen die Grundlagen gelernt haben, habe ich mir selbst alles erarbeitet. Ganz ehrlich: Ich fand bisher das L esen der früher üblichen Schnittmusterbögen mit 20 Projekten auf einer Seite wesentlich leichter als den Anfang eines Rollsaums mit dem Rollsaumfuß, ich habe mir immer fast die Finger verknotet, um den Stoff einzufädeln. Das Teil habe ich nur noch benutzt, wenn ich wirklich lange Strecken damit nähen musste. Mein Mann hat mich schon gebeten, ihn vorzuwarnen, damit er in Deckung gehen kann, weil ich bisher immer geflucht habe wie ein Bierkutscher. Dass ich durch Zufall Deine Website gefunden habe und mich prompt für deine Nähkurs angemeldet habe, ist ein echter Glückstreffer. Ich bin zwar etwas überrumpelt durch die Infoflut in so kurzen Abständen, weil ich neben einem Fulltimejob auch noch Haus und gelegentlich Garten ” um die Ohren”hab, aber Du hast inzwischen einen eigenen Ordner in meinem Postfach, in dem die newsletter jetzt automatisch landen. Einfach mal: Danke
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Hallo liebe Heike, das klingt super! Ich freu mich, dass du bei mir Infos findest, die dir das Nähen echt erleichtern.
Und das Gute an unserem Blog ist ja: Du kannst dir die Infos so suchen und dosieren, wie du es gerade brauchst.
Schön, dass du dabei bist! 🙂
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Hallo Sabine
Vielen herzlichen Dank. Eine super Erklärung.
Liebe grüsse
Franciska-
Sehr gerne! 🙂
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Hm. Bei mir biegen sich die Jersey-Rollsäume meist nach außen. Bei ganz dünnem Baumwollgewebe hatte ich aus Versehen oberfadenspannung 2 und Zickzack auf 2 drin: der klappt nicht nach außen. Generell geht es mit dem Rollsaumfuß und niedriger Oberfadenspannung besser als wenn ich von Hand Klappe und absteppe (ganz zu schweigen von der irren Zeitersparnis!), aber weißt Du, woran es liegt, daß meine Säume immer nach außen kommen? Ich nähe ohne Spannung, es ist kein Nähfehler, hab Nähen gelernt. Abhilfe ist nur, wenn ich den Saum 2 cm hoch nähe.
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Hallo Viola, meist biegen sich Säume nach außen, wenn sie ein wenig zu schmal berechnet sind.
Probier doch mal aus, was passiert, wenn du einen Zentimeter mehr Saumzugabe gibst. 🙂
Kannst ja mal hier in den Kommentaren erzählen, ob es geholfen hat.-
Ja, das hilft. Danke
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Liebe Sabine,
herzlichen Dank, dass Du meinen Wunsch erfüllt hast und dieses Tutorial erarbeitet undveröffentlicht hast.
Aber ich glaube, dass ich gerade bei feinen, deshalb oft flutschigen Stoffen, nicht in der Lage bin, den Stoff 3 mm doppelt umzulegen. Das schaffe ich schon bei Papier kaum, geschweige denn bei schwierigem Stoff.
Trotzdem nochmals vielen Dank.
Herzliche Grüße
Anna-Katharina-
Hallo Anna-Katharina,
ich verstehe, was du meinst.
Hast du es denn mit Stoff-Festiger versucht?
Das ist echt ein geniales Zeug! 🙂-
Danke für den zusätzlichen Tip. Stoff-Festiger habe ich wirklich noch nicht versucht, werde ich jetzt aber nachholen.
Schönes Wochenende!
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