Sticken mit der Stickmaschine: Grundausstattung, Tipps & erste Schritte
von Sabine Schmidt
Sticken mit der Stickmaschine sieht für viele Nähbegeisterte auf den ersten Blick komplizierter aus als es ist. In diesem Beitrag erfährst du, wie es geht, was du brauchst und wie du am besten loslegst.
Das Wichtigste auf einen Blick
- In diesem Beitrag erfährst du, welche Grundausstattung du für das Sticken mit der Stickmaschine benötigst
- Wir klären, welche Materialien und Vliese für welche Stoffarten geeignet sind
- und sprechen darüber, wie der Start mit der Stickmaschine gelingt
- In der Anleitung zum Sticken mit der Stickmaschine erkläre ich alles Schritt für Schritt
- Du erfährst alles, was du wissen musst, um mit der Stickmaschine durchstarten zu können
YouTube Anleitung Sticken mit der Stickmaschine
Was ist eine Stickmaschine?
Eine Stickmaschine sieht einer Nähmaschine zum Verwechseln ähnlich. Sie ist mit einem Computermodul ausgerüstet und kann Motive aus Stickgarn auf Stoffe sticken. Dafür wird Stoff in einem Rahmen eingespannt und in der Stickmaschine fixiert. Es gibt auch Kombi-Maschinen, die sowohl nähen als auch sticken können.
Du liebst bestickte Stoffe, Kleidung oder Taschen? Hach, dann sind wir schon zwei. Oder vielmehr: Drei. Denn bei diesem Beitrag habe ich mir die fachkundige Unterstützung einer weiteren Näh- und Sticksüchtigen geholt: Claudia Geiser von Il Coccolino. Das ist ein BERNINA-Nähmaschinen-Shop in München, in dem du aber auch Kurse belegen und wunderschöne Stoffe finden kannst. Komm, bevor wir loslegen, stelle ich dir Claudia weiter unten ein bisschen näher vor.
Sticken mit der Stickmaschine ist eine geniale Möglichkeit für Menschen, die nicht so gerne mit der Hand sticken wollen oder können, Kleidung, Taschen, Accessoires und vieles mehr mit traumhaften Motiven zu verschönern. Zum Beispiel mit den SewSimple Stickdateien:
Und nicht nur das: Man kann mit ITH-Dateien ganze Taschen, Kuscheltiere, Halstücher, Babyschuhe, Schlüsselbänder, Lätzchen, Schlafmasken, Wärmflaschenhüllen und vieles, vieles mehr direkt im Stickrahmen “nähen”. Denn im Grunde ist Sticken ja genau das: Ein Faden wird durch den Stoff geführt. Und zwar so, dass ein Stickbild aus Garn entsteht. Das kennst du vielleicht vom Sticken mit der Nähmaschine.
Aber anders als beim Freihandsticken oder Nähmalen, wie ich es in meiner Anleitung zeige, ist es beim Sticken mit der Stickmaschine so, dass die Maschine mit einem Stickmotiv “beauftragt” wird (durch eine Stickdatei) und das Ganze dann selbstständig auf den Stoff stickt. Du musst nur zwischendurch das Garn wechseln, wenn eine andere Farbe dran ist.
Lesetipp: Applikationen und Stickdateien
Für mich hat sich durch das Sticken mit meiner BERNINA Stickmaschine eine ganz neue Welt eröffnet. Eigentlich wollte ich “was ganz Einfaches” haben. Und schon bei der Beratung im Hamburger Nähmaschinenhaus war klar: Ich kaufe mir Näh- und Stickmaschine als Einheit. Dann ist das Starten mit der Stickmaschine, die mir thematisch eher fremd war, viel einfacher, weil ich ja schon die Nähmaschine kenne. Lies gerne auch meinen Testbericht zur BERNINA 770 QE
Restlos überzeugt haben mich die umwerfend schönen Stickmotive, die bei der Maschine direkt enthalten sind: Kaffe Fassett, kurz “Kayf” (also: K.F.) genannt, hat sie entworfen, bzw. vielen seiner Stoffe entlehnt. Das kann, wie hier auf unserer Tasche ERLA, dann zum Beispiel so aussehen:
Hier habe ich einfach “wild” drauflos gestickt und den Canvas anschließend mit dem Schnittmuster zurechtgeschnitten.
Die gruppierten Blümchen kennst du vielleicht von K.F.’s Stoffen.
Das Schnittmuster heißt ERLA. Du bekommst es bei uns im Shop.
Warum ich diesen Beitrag schreibe? Weil ich noch genau weiß, wieviele Fragen ich hatte, bevor ich mich getraut habe, mit dem Sticken zu starten. Damit du direkt in den Genuss selbstgestickter Stickbilder kommst, haben Claudia, meine Kollegin Petra und ich die besten Tipps über Materialien, Maschinen, Dateien und das Starten mit der Stickmaschine in einem Beitrag zusammengefasst. Petra hat inspirierende Projektfotos ihrer Stickprojekte zu diesem Beitrag beigesteuert. 💐
Über Claudia Geiser
Servus aus München! Mein Name ist Claudia. Kreativität ist meine allergrößte Leidenschaft, seitdem ich denken kann. Heute bin ich unglaublich glücklich, dankbar und natürlich auch ein kleines bisschen stolz, dass aus dieser Leidenschaft mein eigenes Unternehmen wurde: “Il Coccolino”. Den Garnhersteller Mettler darf ich auf Messen begleiten bzw. bei diversen Kreativprojekten in der Umsetzung unterstützen. Viele meiner Nähprojekte wurde in Laufe der Jahre in diversen Fachmagazinen veröffentlicht und sind teilweise bis heute in meinem Online-Shop als Nähpaket erhältlich.
Claudias Links
Über Petra Bond
Petra ist ein kreatives Multitalent. Sie ist Modedesignerin, Illustratorin und Grafikerin. Und sie liebt das Spiel mit Farben, Formen, Materialien und Designs.
Als Bernina-Expertin ist sie im Näh-Kosmos unterwegs, berät Händler und inspiriert wo sie geht und steht mit ihren zauberhaften Kreationen.
Petras Herz schlägt aber nicht nur für das Nähen an sich, sie entwickelt auch eigene Schnittmuster und genießt es, sie um zusetzen.
Einen gehörigen Schluck Persönlichkeit verleiht Petra ihren selbstgezauberten Teilen immer gerne durch tolle Stickdesigns. In diesem Beitrag zeigt sie einige davon.
Ein Glück für uns: Petra gehört zur SewSimple-Crew und entwickelt immer neue Ideen und Anleitungen – für deine Näh-Happiness. 🧡
Wie funktioniert eine Stickmaschine?
Damit eine Stickmaschine weiß, was sie sticken soll, benötigt sie das Motiv als StickDatei. Die Dateien sind zum Teil schon auf den Maschinen hinterlegt, du kannst sie aber auch mit einem USB-Stick auf die Maschine laden.
Startest du dann das Stickmotiv in der Maschine, führt sie dich Farbe für Farbe durchs Programm. Das bedeutet, sobald eine Farbe fertig gestickt ist zeigt dir die Maschine an, welches Garn als nächste Farbe dran ist. So lange, bis das Motiv fertig ist.
Wie sieht eine Stickmaschine aus?
Im Grund kannst du dir eine Stickmaschine wie eine Nähmaschine vorstellen. Und manchmal ist sie das auch. Dann nämlich, wenn das Stickmodul einfach an die Nähmaschine angeschlossen wird, so wie bei meiner Bernina 770 QE. Das Stickmodul sieht so aus:
Und an den kleinen schwarzen Füßchen wird das Stickmodul in die Maschine eingeklinkt:
Neben den Verbindungsfüßchen siehst du auch noch einen Speicherstick. Er ermöglicht den Datentransfer von Nähmaschine zu Stickmodul. Denn das Stickmodul muss ja wissen, wie es arbeiten soll. Und das erfährt es über die Daten, die die Stickdatei liefert. Klingt kompliziert, passiert aber auf Knopfdruck. Das ist ja das Coole.
Wenn der Stickrahmen eingehängt ist, sieht man unter dem Stoff das Stickmodul, das ihn bewegt, nicht mehr.
Du kannst hier gut erkennen, dass Nähmaschine und das Stickmodul verbunden sind. Der Rahmen liegt schön flach auf dem Nähtisch der Nähmaschine.
Wozu braucht man eine Stickmaschine?
Eine Stickmaschine ist eine großartige Ergänzung zur Nähmaschine. Wann immer du dir ein kleines Extra wünschst, kannst du mit der Stickmaschine kreativ werden, in dem du dir ein zu deinem Projekt passendes Motiv aussuchst. Dann kannst du es auf dem Stoffzuschnitt aufsticken und anschließend das Projekt fertig nähen.
Alternativ kannst du auch schon fertig genähte oder gekaufte Teile besticken. Mit ITH-Dateien kannst du auch ganze Täschchen und andere Näh-Ideen umsetzen – für viele davon brauchst du dann nicht einmal eine Nähmaschine.
Wie unterscheiden sich Maschinensticken vom Sticken mit der Nähmaschine (Freihandsticken)?
Beim Freihandsticken oder Nähmalen, wie ich es in meinem Beitrag “Sticken mit der Nähmaschine” zeige, werden die Motive auf den Stoff gezeichnet und mit dem Stickfuß ausgestickt. Schauen wir uns mal kurz die Unterschiede im Einzelnen an:
Freihandsticken | Sticken mit der Stickmaschine |
---|---|
– keine Stickmaschine erforderlich | – Stickmaschine zwingend notwendig |
– es wird mit der Nähmaschine gearbeitet | – mit der Stickmaschine |
– Motiv wird auf den Stoff gezeichnet | – Motiv ist als Datei gespeichert |
– Näh- und Stickgarn möglich | – Stickgarn ist empfehlenswert |
– Stickrahmen wird händisch geführt | – Stickmaschine führt den Stickrahmen selbständig |
– Handstickrahmen und Maschinenstickrahmen möglich | – Maschinenstickrahmen erforderlich |
– Motive sehen immer unterschiedlich aus | – Stickbild sieht immer einheitlich aus |
– Einsatz von Stickfuß bei gesenktem Transporteur | – Einsatz von Stickfuß erforderlich |
– Stoff wird auf Stickvlies gespannt | – Stoff wird auf Stickvlies gespannt |
– gleichzeitiges Nähen und Sticken nicht möglich | – mit ITH-Dateien gelingen auch 3-dimensionale Projekte |
Was für Motive kann ich mit der Stickmaschine sticken?
Du kannst mit der Stickmaschine deine gewünschten Motive, die du als auf der Maschine oder einem USB-Stick gespeichert hast, auf die unterschiedlichsten Materialien sticken. Stoffe mit und ohne Elastan, Kunstleder, Kork, Softshell, Leder, und, und, und…
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt Die Stickbilder müssen im für deine Maschine passenden Dateiformat, vorhanden sein. Du kannst sogar Kinderbilder digitalisieren, wenn du Lust hast. Aber Stickmaschinen können noch mehr, schau mal:
Was kann die Stickmaschine? | Was ist das genau? | Was braucht man dafür? |
---|---|---|
Sticken auf Stoff | Stickbilder werden auf die rechte Seite vom Stoff gestickt | Datei, Stickrahmen, Stickgarn, Stickfuß, geeignetes Stickvlies, Stoff |
ITH-Projekte | ITH heißt “In the Hoop” und bedeutet, dass auch ganze Nähprojekte wie Taschen im Rahmen der Stickmaschine gestickt werden Das bedeutet: Die Stickmaschine übernimmt hier auch die Aufgabe der Nähmaschine | ITH-Datei, Stickvlies, Stoff, Stickrahmen |
Applikationen | Vorgestickte Applikationen, die später mit der Nähmaschine auf den Stoff genäht werden | wasserlösliches Stickvlies, Garn, Rahmen |
Brauche ich eine Schulung um mit der Stickmaschine Motive sticken zu können?
Es braucht ein kleines bisschen Zeit, um sich mit der Stickmaschine vertraut zu machen. Eine Einführungsschulung beim Händler ist hier sicher die komfortabelste Lösung. Wer etwas mehr Zeit und Geduld mitbringt, kann sich das Wissen aber durchaus mit dem Handbuch zur Maschine bzw. diversen Videos und Blog-Artikel, die im Netz zu finden sind, aneignen.
Jede Maschine funktioniert ein bisschen anders, deshalb ist es ratsam, auf Hersteller-Videos zurückzugreifen, die dir die Funktionsweise deiner Maschine zeigen. Und natürlich solltest du die Gebrauchsanleitung deiner Stickmaschine immer griffbereit haben. Dann kann gar nix schiefgehen. 🙂
Was kostet die Grundausstattung zum Sticken mit der Stickmaschine?
Sticken mit der Stickmaschine ist gar nicht so teuer. Neben der Stickmaschine benötigst du für den Start Stickvliese, die passenden Garne und ggf. eine scharfe und gebogene Schere, um Fäden ab- bzw. Applikationsstoffe zurückscheiden zu können.
Beim Vlies reicht für die ersten Versuche auf Baumwolle die Variante zum Ausreißen. Die Applikationsschere bekommt du für ca. 20 EUR. Stickgarne gibt es einzeln oder als Set. Im Set sind sie natürlich pro Rolle günstiger.
Für rund 40-50 Euro hast du die Grundausstattung am Start und kannst loslegen.
Welche Maschine eignet sich zum Starten mit der Stickmaschine?
Viele Nähmaschinen-Hersteller bieten inzwischen auch Stickmaschinen an.
Wenn du mit einer Nähmaschinen-Marke oder einen Hersteller besonders gut zurecht kommst, liegt die Vermutung nahe, dass du auch mit der Stickmaschine gut klar kommen könntest.
Denn oft sind z. B. bei der Bedienung oder im Aufbau der Gebrauchsanleitung Parallelen zu beobachten.
Ich finde wichtig, dass der Rahmen nicht zu klein ist, sonst ist der Spaß beim Einstieg gleich vorbei. Das kommt daher, dass man sich, wenn man einmal rausgefunden hat, wieviel Spaß Sticken macht, gerne auch steigern möchte. Plötzlich möchte man nicht nur kleine Täschchen besticken, sondern Sweater, Jeansjacken oder sogar Schuhe.
Achte also beim Kauf am besten darauf, dass noch etwas Luft nach oben ist, damit du dich kreativ entwickeln kannst. Für viele Maschinen kannst du aber auch größere Stickrahmen nachkaufen.
Welche Stickmaschine ist für Einsteiger empfehlenswert?
Such dir eine Stickmaschine von einem Hersteller aus, dem du vertraust. Wenn du eine Nähmaschine hast, fürdie es ein passendes Stickmodul gibt: BINGO! Vielleicht findest du auch ein ehemals hochpreisigeres Modell als Vorführgerät, Messemodell oder aus Inzahlungnahme. Auch das ist oft eine tolle Gelegenheit.
Es gibt aber auch gute, günstige und leicht bedienbare Stickmaschinen, bei denen sich der Neukauf lohnt.
Die Bernette B70 ist zum Beispiel eine tolle Einsteiger-Maschine, bei der rund 200 Stickmotive und 7 Alphabet schon dabei sind. Besonders cool: Die Maschine wird mit 3 Rahmen geliefert.
Von Bernina kennen wir ja schon das Kombi-Modell (hier kannst du den Testbericht für die Bernina 770 QE lesen), also die Nähmaschine mit zuschaltbarem Stickmodul.
Für mich eine optimale Lösung, weil ich dann nicht zwei Geräte unterbringen muss (der Platz in Nähzimmern ist ja nun leider begrenzt), sondern nur das Stickmodul abnehmen und im Regal verstauen muss.
Die BERNINA B500 kommt also als pure Stickmaschine daher und punktet mit einer Geschwindigkeit von 1000 Stichen pro Minute. Der Stickbereich ist mit 400 x 150 mm ordentlich groß, auch hier sind 275 Motive und 8 Alphabete dabei. Klingt erstmal viel, du wirst aber merken, wieviel Spaß es macht, selbstgenähte Teile mit aufgestickten Namen zu personalisieren.
Als besonders einsteigerfreundlich erlebe ich allerdings die Bernina 770 QE, bei der das Stickmodul ebenfalls zugekauft werden kann. Ich habe direkt beides zusammen gekauft und mich auf beide Elemente einweisen lassen.
Eine leicht bedienbare Maschine mit nahezu grenzenlosen Möglichkeiten und wunderschönen, voreingestellten Stickmotiven. Aber natürlich kannst du auch mit SewSimple Stickdateien richtig viel Spaß haben. 🙂
Wie groß muss mein Stickrahmen für den Anfang sein?
Hier gilt natürlich grundsätzlich: Je größer der Rahmen, desto mehr Möglichkeiten.
Allerdings gilt auch: Je größer der Rahmen, desto größer die Maschine – und natürlich wird dann auch zwangsläufig das benötigte Budget größer ausfallen.
Bei kleinen Maschinen mit einer Rahmengröße von 10×10 cm das Angebot an Stickmotiven und dementsprechend die kreativen Möglichkeiten limitiert.
Weiterhin solltest du darauf achten, dass die Maschine über eine gewisse Durchstichskraft verfügt, sodass auch Materialien wie Kunstleder, Softshell, dünnes Leder, etc. bestickt werden können.
Was kann ich alles mit der Stickmaschine besticken?
Sagen wir vielleicht besser, was kann man nicht besticken? 😉
Mit etwas Übung lässt sich viel mehr besticken, als man auf den ersten Blick meinen mag. Das Stickgut muss nur irgendwie im Rahmen fixiert werden. So gibt es beispielsweise Kreative, die den Schaft ihrer Lederstiefel besticken.
Natürlich muss man währenddessen den Schuh gut festhalten, damit dieser mit seinem Gewicht den Schaft nicht aus dem Rahmen reißt. Mit etwas Übung klappt das aber. Auch anspruchsvollere Materialien wie Leder, Softshell, etc. lassen sich mit Maschinen mit ordentlicher Durchstichskraft prima besticken.
Kann ich auch gekaufte Kleidung besticken?
Aber natürlich! Wichtig ist auch hier, dass das Stickgut im Rahmen fixiert werden muss. Möchtest du beispielsweise die Beine einer Jeans besticken, würde man vorab eine Beinnaht auftrennen müssen.
Möchtest du beispielsweise eine gefütterte Jacke am Rücken besticken, wäre es ratsam, das Futter zu öffnen, damit dieses nicht mit eingestickt wird. So ist die Jacke auch nach dem Besticken noch innen schön und fällt vermutlich auch besser.
Muss ich die Stickmotive vor dem Zusammennähen aufsticken?
Das ist meistens der einfachere Weg. Wenn einem die kreative Idee zum Besticken aber erst nachträglich kommt, ist das meistens auch möglich. Fertige Kleidungsstücke lassen sich in der Regel ja auch noch besticken.
Wie funktioniert das Sticken mit extra großen Motiven?
Für größere Motive brauchst du auch einen entsprechend großen Rahmen. Die meisten Maschinen haben Bedienungsanleitungen dabei, bei denen die Rahmengröße beim Stickmotiv angegeben wird. Es ist auf jeden Fall eine gute Idee, sich daran zu halten.
Grundsätztlich gilt:
Je größer der Freiarm der Maschine, desto größer der Rahmen. Du wählst immer den zum Motiv passenden Rahmen.
Wie funktioniert das Sticken mit mehrteiligen Motiven?
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Digitalisierst du selbst ein Motiv, das in keinen zur Verfügung stehenden Rahmen passt, kann es z. B. in der BERNINA Sticksoftware 9 mit der Funktion „Mulit Hooping“ in mehrere Teile zerlegt werden. Die Software programmiert kleine Passkreuze, an die die weiteren Teile des Motivs mittels der punktgenauen Platzierung passend angefügt werden.
Manchmal kann man aber auch schon mehrteilige Motive kaufen. Diese werden dann an den entsprechenden Ecken oder Markierungen mit der punktgenauen Platzierung aneinander gesetzt.
Steht die Möglichkeit der punktgenauen Platzierung nicht zur Verfügung, bleibt Euch nur die Einzelteile ganz gewissenhaft und geduldig mit der Schablone des Stickrahmens auszurichten.
Ein mehrteiliges Motiv ist zum Beispiel die wunderschöne “Cat in a ruff” von K. Fasset.
Kann ich auch Applikationen sticken, die ich später auf Kleidung und Taschen nähe?
Grundsätzlich ja. Man könnte die Applikationen beispielsweise auf Stickfilz sticken, ausschneiden und dann auf Kleidung nähen. Schöner ist der Look aber meistens, wenn die Motive direkt auf die Kleidung gestickt werden, sofern möglich.
Eine witzige Alternative: Motive auf wasserlösliches Vlies aufsticken. Das kann zum Beispiel einen sehr schönen Stickerei-Effekt ergeben…
Was braucht man zum Sticken mit der Stickmaschine?
Eigentlich braucht man gar nicht so viel Material, um mit dem Sticken loszulegen. Neben deiner Stickmaschine brauchst du
Welches Garn eignet sich zum Sticken mit der Stickmaschine?
Als Oberfaden bietet der Markt diverse Stickgarne aus Polyester (z. B. Poly Sheen von Mettler), oder Viskose, Metallicfäden, Garne die reflektieren oder im dunklen leuchten, etc.
Polysheen ist das “Allzweck”-Stickgarn von Mettler, das wegen seiner schönen Farben, der hohen Reißfestigkeit (es macht keinen Spaß, neu anzusetzen, wenn der Faden gerissen ist, das kann ich dir versichern) und der sanft glänzenden Oberfläche sehr beliebt ist.
Das Tolle ist: Du kannst direkt einzelne, farblich aufeinander abgestimmte Garnsets kaufen, dadurch wirkt dein fertig gesticktes Motiv schön harmonisch.
Als Unterfaden verwendet man einen speziellen Stickunterfaden, z. B. Bobbinette von Mettler. Den gibt es in weiß und in schwarz. Man wählt in passend zum Stickmotiv.
Bei freistehenden Spitzenstickereien/Free Standing Lace wird als Ober- und Unterfaden das gleich Stickgarn verwendet.
Mit klassischem Universalgarn, das du zum Nähen verwendest, solltest du lieber nicht sticken. Damit bekommst du kein schönes Ergebnis, weil der Faden zu fest und dick ist.
Welches Vlies eignet sich zum Sticken mit der Stickmaschine?
Das Vlies muss passend zum Stoff gewählt werden. Baumwollstoffe verstärkt man in der Regel mit außreißbarem Stickvlies. Für Jersey gibt es ein sogenannten Fixier-Stickvlies. Es wird aufgebügelt und später wieder abgerissen. Alternativ kann ein Vlies zum wegschneiden verwendet werden. Für freistehende Motive oder Stickereien auf Organza bzw. Tüll werden wasserlösliche Vliese verwendet.
Oft lohnt es sich auch, Stickvliese miteinander zu kombinieren. Zum Beispiel wenn du Teddystoff oder Frottee besticken möchtest. Dann kannst du die Unterseite des Stoffs mit einem wegreißbaren Stickvlies verstärken, damit der Stoff sich nicht verzieht. Und die Oberseite kannst du mit einem Wash-Away-Vlies bespannen. Das hat den tollen Effekt, dass beim Sticken der Flausch oder die Frotteeschlaufen nicht im Weg sind und das Stickbild viel sauberer und klarer rauskommt.
Für den Anfang kannst du dir ein Starterset anschaffen und schauen, mit welchen Vliesen du am Liebsten arbeitest.
Wie spannt man das Stickvlies in den Rahmen?
Entscheide zuerst, welche Stickrahmengröße für dein Motiv perfekt ist. Markiere die Mitte des geplanten Motivs auf dem Stoff.
Dann öffnest du den Stickrahmen.
Bei vielen Motiven werden Stoff und Vlies zusammen in den Rahmen gespannt, damit der weiche Stoff vom festen Vlies stabilisiert werden kann. So wird’s gemacht:
- ganz unten kommt der untere Teil des zerlegten Rahmens
- als nächstes das Vlies
- dann der Stoff mit der linken Seite nach unten
- für ein besonders feines Ergebnis wird ggf. auf der rechten Stoffseite noch ein wasserlösliches Vlies eingespannt (optional)
Aber wie fest muss das Vlies eingespannt werden? Eine gute Faustregel lautet: Trommelfest einspannen!
Trommelfest bedeutet: Wenn du mit dem Finger darauf trommeln kannst und dabei ein Klang erzeugt wird, ist das perfekt.
Einen besonders straffen Effekt erreichst du, wenn du den Innenrahmen ca. 1 mm durchdrückst, d. h. er steht dann auf der Rückseite ca. 1 mm über den Außenrahmen. So ist zum einen der Stoff nochmals zusätzlich gespannt, zum anderen scheuert der Außenrahmen nicht so sehr auf dem Freiarm der Maschine und läuft ruhiger.
Ich habe mein Zipfelkleid Yuja aus schlichtem olivgrünem Stoff mit einer zauberhaften Dillblüte bestickt und damit die zipfelige Form betont.
Welche Motive eignen sich zum Starten mit der Stickmaschine?
Wie beim Nähen auch sollte man sich hier langsam vorantasten. Je Größer das Motiv ist, je mehr Farben es hat, je dichter die Stiche sind, desto besser muss das Stickgut eingespannt werden. Ansonsten würde es zwischen den Farben einen unschönen Versatz geben.
Es empfiehlt sich also, die ersten Versuche mit kleineren Motiven, die nur mit wenigen Farben gestickt werden, zu starten. Ebenfalls empfiehlt es sich, die ersten Stickversuche auf nicht zu dünnen und nicht zu groben Baumwollstoffen zu starten.
Was ist eine Stickdatei?
Hierbei handelt es sich um eine Datei, die in einer speziellen Sticksoftware (z. B. BERNINA Sticksoftware V9) programmiert wurde. Sie beinhaltet alle Informationen (Farben, Sticharten, Formen, Stichwinkel, etc.), die die Maschine benötigt, um das Motiv aussticken zu können. Je nach Maschinentyp und verwendeter Software bei der Digitalisierung der Datei stehen verschiedene Formate zur Verfügung.
Wie wird die Stickmaschine programmiert?
Stickmaschinen enthalten eine Auswahl an Schriften und Motiven. Diese können in der Maschine verändert werden, beispielsweise vergrößert, verkleinert, gespiegelt und so „umprogrammiert“ werden.
Möchtest dueine Stickdatei nach deinen Wünschen oder beispielsweise nach einer eigenen Zeichnung aussticken, kann das nicht direkt in der Maschine programmiert werden. Hierfür muss vorab eine entsprechende Stickdatei in einer Sticksoftware erstellt werden.
Kann ich jedes Dateiformat für meine Stickmaschine verwenden?
In jedem Fall ist ein Stickformat erforderlich. Sticker werden oft von Freunden gefragt, ob sie ein JPG mit einem Logo schicken könnten, das dann gestickt wird. Das funktioniert leider nicht. Mal ganz abgesehen, dass die Maschine das JPG nicht lesen könnte, enthält es auch keinerlei Infos zu Stichart, -größe, -winkel, Fadenfarben, etc.
Welches Stickformat für deine Maschine passend ist, findest du im Handbuch deiner Maschine. Es gibt für die einzelnen Hersteller diverse Formate, z. B. BERNINA .exp, Brother .pes, Janome .jef, Pfaff .pcs.
Neuere Maschinen, wie beispielsweise alle Modelle der aktuellen BERNINA 5er und 7er Serie, können aber auch alle Fremdformate lesen, sodass Ihr euch hier nicht mehr so viele Gedanken und das richtige Dateiformat machen müsst.
Sofern verfügbar verwendet aber immer das „passende“ Format für deine Stickmaschine.
Die BERNINA Sticksoftware erstellt Motive mit der Endung .ART. Hierbei handelt es sich um die Masterdatei, die dann mittels der Software in diverse Formate mit verschiedenen Endungen programmiert werden.
Welches Format für BERNINA Stickmaschine?
Die Maschine benötigt das Stickmusterformat “EXP”. Hast du Dateien in anderen Formaten, aber keine Stickmuster-Software, dann kannst du die Stickdateien über die kostenlose software BERNINA Artlink in dieses Format umwandeln (konvertieren), bearbeiten und auf den USB-Stick speichern.
Was ist eine in the Hoop Datei?
Was bedeutet ITH Stickdatei? ITH steht für “In The Hoop” – Das ist englisch und bedeutet so viel wie “Im Rahmen” – dein Stickprojekt wird also komplett im Stickrahmen gefertigt. Aber Moment – Wird nicht jede Stickerei komplett im Stickrahmen gefertigt? Ja, jede Stickerei wird im Rahmen gestickt.
Wie kann ich selbst ein Stickmotiv erstellen?
Hierfür benötigst du eine Sticksoftware, z. B. die BERNINA Sticksoftware V 9. Dort wird das Motiv dann Schritt für Schritt erstellt. Welche Farben werden in welcher Reihenfolge gestickt, welche Sticharten und -formen sollen verwendet werden. Das alles wird als Information für die Stickmaschine in einer Stickdatei festgelegt.
Welche Nadel zum Sticken mit der Stickmaschine
Zum Sticken mit der Stickmaschine solltest du keine “normale” Nadel deiner Nähmaschine verwenden – es gibt spezielle Sticknadeln, die einen hervorragenden Job machen. Bernina gibt zum Beispiel eigene Sticknadeln heraus, die aber von Schmetz produziert werden.
Aus meiner Sicht sind folgende Sticknadeln empfehlenswert:
- Bernina
- Schmetz Universal-Sticknadeln
- Schmetz Gold (titanbeschichtet)
- Tipp: Viele Stickfans sticken mit feinen Schmetz Antihaft-Nadeln (funktioniert super!)
Wie oft muss ich die Sticknadel beim Maschinensticken wechseln?
Beim Sticken mit der Stickmaschine leistet das Gerät wirklich ganze Arbeit: Hier passieren viele Stiche innerhalb kürzester Zeit. Umso wichtiger ist es, dass du deine Maschine vor dem Start reinigst, ölst (das gilt zumindest für Berninas) und: eine frische Nadel einsetzt, die zum Stoff und zum Projekt passt.
Bei vielen Motiven wird die Nadel durch die Reibung beim Sticken richtig warm. Das macht sie gleichzeitig auch ein bisschen empfindlich für Störungen. Solltest du also merken, dass die Stickleistung nachlässt oder der Faden abreißt, solltest du die Nadel kontrollieren und ggf. wechseln.
Ich verwende für jedes Stickmotiv eine frische Nadel und bin bislang damit sehr gut gefahren. Besonders delikate Stickmotive sind es wert, sie nicht durch eine versehentlich verbogene oder schartig gewordene Nadel zu ruinieren.
Lohnt sich die Anschaffung einer Stickmaschine?
Mit einer Stickmaschine lassen sich so viel mehr Dinge zaubern, als einfach nur Teile zu besticken. Die schon zuvor erwähnten ITH-Dateien bieten grenzenlosen Kreativspaß. Kreuzstichmotive wirken täuschend echt wie von Hand gestickt.
Bestickter Tüll wirkt besonders zauberhaft und mit den sogenannten Free Standing Lace Stickdateien lassen sich wunderbar freistehende Elemente digitalisieren.
Mit der Stickmaschine kannst du plötzlich Sachen selber machen, von denen du niemals zu träumen gewagt hättest. Ein besonders zauberhaftes Beispiel ist Petras Redworks-Stickerei auf wasserlöslichem Vlies:
Petra nutzt diese Technik gerne für selbst-kreierte Ohrringe oder Armbänder. Aber auch Weihnachtsbaum-Schmuck, Geschenkanhänger, Broschen und viele andere dekorative Elemente sind damit ganz einfach umsetzbar.
Welche Stickmaschine ist aus deiner Sicht empfehlenswert?
Petra, Claudia und ich haben zwar nicht alles ausprobiert, haben aber einige Erfahrung mit dem Sticken. Und wir sind nun einmal bekennende BERNINA-Fans. Aber ein paar Stichpunkte, die ich als wichtig erachte:
- Achte darauf, dass die Rahmengröße nicht allzu klein ist. Denn sonst ist man später doch sehr eingeschränkt.
- Näh-/Stickkombinationen sind hervorragend für alle, die nicht so viel Platz haben.
- Eine reine Stickmaschine bietet den Vorteil, dass man nebenher nähen kann, während die Maschine stickt.
Wie funktioniert ITH-Sticken?
Eine ITH-Stickdatei kommt in der Regel nicht allein. Sie wird von einem Anleitungs-PDF begleitet. Darin findest du alle Anweisungen, in welcher Reihenfolge welche Stoffe oder Materialien in welcher Größe aufgelegt und festgestickt werden.
Am Schluss folgt dann der wirklich magische Moment. Du musst das gestickte Teil in der Regel nur noch zurückschneiden und wenden – schon ist es fertig! Komplett hergestellt In-the-Hoop, also im Stickrahmen.
Wo bekomme ich Stickmotive her?
Bei den neueren Modellen können die Dateien mit einem USB Stick geladen werden. Bei manchen Maschinen gibt es zusätzlich die Möglichkeit, die Dateien per USB Kabel zu übertragen. Außer Stickvlies und Stickgarnen ist hier vom Prinzip her kein weiteres Zubehör nötig, um mit dem Sticken loslegen zu können.
Das Angebot ist hier schier grenzenlos. Einige Motive befinden sich bereits auf deiner Maschine. Wenn du ein bisschen auf die Suche begibst, wirst du im Netz viele kostenlose Stickmuster finden, z. B. auf dem BERNINA Blog. Weiterhin gibt es zahlreiche Online-Shops, bei denen du Stickmotive käuflich erwerben kannst. Schließlich und endlich bleibt die Möglichkeit, dass du deine eigenen Motive mit der Sticksoftware selbst digitalisieren kannst.
Und natürlich kannst du auch bei SewSimple wunderschöne Stickmotive und Stickdateien zum Sticken mit der Stickmaschine finden.
Was macht man mit einer Stickdatei?
Wenn du online eine Stickdatei gekauft hast, kannst du sie direkt herunterladen und direkt mit dem Sticken beginnen. Nach dem Download der Stickdatei speicherst du die Datei auf Deinem Computer ab und lädst dir das Dateiformat, das Deine Maschine benötigt auf den USB Stick. Den Stick steckst Du dann in deine Maschine, öffnest dort das Motiv und schon kann der Stickspaß beginnen.
Fazit: Starten mit der Stickmaschine
Für den Einstieg mit der Stickmaschine brauchst du weder viel Material noch viel Vorwissen. Im Grunde ist Sticken noch einfacher als Nähen. Und natürlich: Eine grandiose Ergänzung zum Nähen. Das Starten mit der Stickmaschine ist wirklich viel einfacher als Gedacht. Und macht einen Riesen-Spaß!
Denn selbst genähte Teile, die mit einem passenden Motiv dekoriert werden, sind einfach nochmal eine Klasse für sich, oder? Claudia und ich sind jedenfalls sowohl dem einen als auch dem anderen komplett verfallen. Wenn du dir die Bilder in diesem Blogbeitrag anschaust, kannst du sicher verstehen, warum, oder?
Na, wie sieht’s auch? Hast du jetzt auch Lust, mit dem Sticken zu starten? Dann schnapp dir deine Stickmaschine, das passende Stickgarn und leg los! Wir wünschen dir viel Spaß. ✂️
Liebe Grüße, Claudia & Sabine
4 Antworten zu „Sticken mit der Stickmaschine: Grundausstattung, Tipps & erste Schritte“
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Wie immer, super toll erklärt. Von Vorteil für mich: ich habe auch die Bernina B770 QE Plus
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Sehr cool, vielen Dank, liebe Audrey!
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Ich bin sehr frustriert, wie kann ich die Stickdatei von Kasia ” Trapunto- Herz herunterladen?? Warum macht ihr das Herunterladen des kostenlose Freebie so blöde kompliziert das man dann keine Lust mehr darauf hat. 🙁 ?????
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Hallo lieber Felix, vielen Dank für deine freundliche Rückmeldung.
Wir bemühen uns, alles so einfach und verständlich wie möglich einzurichten.
Soweit ich sehen kann, hast du bereits Downloads aus dem Freebookbereich getätigt.
Von der technischen Seite ist also alles okay. 🙂
Viele Grüße, Sabine
P.S.: Manchmal liegt es einfach daran, dass man Cache oder Browserdaten lange nicht aktualisiert hat.
P.P.S.: Und gelegentlich findet man Downloads auf dem eigenen Endgerät nicht wieder.
P.P.P.S.: Aber das hast du sicher schon in unseren FAQs nachgelesen, oder? 🙃
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