Beleg nähen – so wird er ganz einfach perfekt
von Sabine Schmidt
Einen Halsausschnitt oder Saum mit Beleg nähen – das ist eine gute Möglichkeit, schöne Näh-Ergebnisse zu bekommen. In dieser Anleitung zeige ich dir, wie man Belege nähen kann – am Saum und am Halsausschnitt.
Das Wichtigste auf einen Blick
- In dieser Anleitung zeige ich dir, wie man Belege am Saum und am Halsausschnitt nähen kann
- “Den Beleg verstürzen” ist der Fachausdruck für: Den Beleg nach innen umfalten
- Auch Anfänger können mit dieser Anleitung wunderschöne Belege nähen
- Bei einigen Schnitten ist das Schnittmuster für die Belege direkt schon enthalten, wenn das nicht der Fall ist, kannst du dir anhand dieser Anleitung das Schnittmuster für den Beleg auch ganz einfach selber machen
Warum einen Beleg nähen & Ausschnitt mit Beleg versäubern?
…es ist eine geniale Idee! Und zwar gleich aus mehreren Gründen:
- es sieht super professionell aus
- der Ausschnitt trägt sich angenehm
- es gibt keine wulstigen Nähte
- und: es ist ganz einfach zu nähen!
Nebenbei gesagt: Schau dir meinen Beitrag an, wenn du einen V-Ausschnitt mit Beleg nähen möchtest.
Der marineblaue Jersey mit maritimen Motiven ist derzeit einer meiner Lieblings-Stoffe. 🙂
Macht eine gute Figur: Tunika Tomris mit rundem Beleg.
Beleg nähen ohne Schnittmuster
Bei manchen Schnitten wie z. B. der Cardigan Catrien, die Longjacke Calista, Tunika Tomris oder auch das Shirt Sedona ist das Schnittmuster für die Belege direkt schon enthalten. Das macht dir das Nähen sogar noch ein bisschen einfacher! 🙂
Wenn das nicht der Fall ist, kannst du dir das Schnittmuster für den Beleg auch ganz einfach selber machen.
Die hier gezeigte Methode funktioniert übrigens sowohl für Wirkware (z. B. Jersey) als auch für Webware (z. B. Baumwollstoffe).
Was du beim Beleg nähen beachten solltest
Warum funktioniert es eigentlich nicht, einen Beleg einfach an den Kanten bündig zu legen undzusammenzunähen?
Ganz einfach: Weil nicht die Stoffkante sondern die Nahtlinie entscheidend ist.
So wird’s nicht gemacht!
Ich zeige dir hier mal, wie es nicht funktioniert.
Wenn du einfach die Stoffkanten der Nahtzugaben bündig aneinander legst und abnähst, sieht das so aus:
Du siehst am oberen Bild schon, dass die Naht in einer Linie verläuft, die niemals eine schöne Rundung ergeben kann.
So sieht die falsche Belegnaht aus:
Und so sieht der Beleg aus, wenn die Nahtlinien nicht beachtet wurden:
So sieht es von der rechten Seite aus. Du siehst, dass die Schnittteile um die Nahtzugabe versetzt aufeinander treffen.
Das ist deshalb so problematisch, weil die innere Kante des Belegs der Form des Ausschnitts folgt. Wenn du hier schummelst, fällt es auf… 😉
Und JETZT zeige ich dir, wie’s richtig gemacht wird!
Damit dein Beleg eine perfekte Rundung bekommt, zeichnest du die Nahtlinie auf beide Belegteile.
Stecke die Belegteile rechts auf rechts so zusammen, dass die Nahtlinien genau aufeinander liegen.
Wenn du eine Stecknadel durch die Nahtlinie steckst, kannst du kontrollieren, ob du alles richtig positioniert hast.
Nähe die Belegteile jetzt auf der Nahtlinie zusammen.
Orientiere dich immer an der inneren Belegkante. Sie ist für die Form des Ausschnitts verantwortlich. Die äußere Kante wird anschließend versäubert.
So sollte dein vorbereiteter Beleg jetzt aussehen. 🙂
Auseinander gefaltet sieht es dann so aus:
Diese Materialien brauchst du dafür
- Transparent– oder Kopier-Papier
- das Schnittmuster, für das der Beleg genäht werden soll
- Markierstift – ich greife beim Nähen gerne auf handelsübliche Frixion-Stifte zurück, weil sich die Markierungen damit sehr gut mit einem heißen Föhn oder dem Bügeleisen entfernen lassen und sie meist günstiger sind als spezielle Trickmarker
- Lineal
- Stecknadeln – diese Stecknadeln mit Griff, die du in der Anleitung siehst, finde ich super praktisch!
- Nähmaschine oder Overlock
- Bügeleisen
- Schere
Anleitung: Beleg nähen
Du benötigst das Vorder- und Rückenteil des Schnittmusters, für das du den Beleg nähen möchtest.
Je nach gewünschter Breite des Belegs zeichnest du mit Hilfe eines Lineals eine Linie parallel zum Ausschnitt.
Schneide den vorgezeichneten Beleg an der Linie entlang aus oder kopiere ihn – dann kannst du das Schnittmuster später wieder verwenden.
Das Kopieren klappt gut mit Schwedischem Transparentpapier. Das benutze ich am liebsten, weil man darauf wunderbar zeichnen kann und es nicht so knitteranfällig ist. Schließlich will ich meine erprobten Schnitte ja aufbewahren, um sie immer wieder nähen zu können!
Auf dem Foto siehst du links das Rückenteil, rechts den tieferen Ausschnitt des Vorderteils. Der Beleg wird wie die Schnittteile für Vorder- und Rückenteil im Bruch zugeschnitten.
Jetzt nur noch die Schnittteile ausschneiden – und dann geht’s weiter! 🙂
Beleg zuschneiden
Schneide die beiden Belegteile aus deinem gewünschten Stoff aus. Sehr gut funktioniert es, wenn du den Stoff vor dem Zuschneiden mit Bügeleinlage verstärkst. Ich verwende dafür am Liebsten Vlieseline H 200.
Wenn der Stoff stabil ist und sich gut verarbeiten lässt, kannst du aber auch auf Bügeleinlage verzichten.
Füge beim Zuschnitt an den Enden, die zur Schulter hin liegen, eine Nahtzugabe hinzu. Ich verwende bei Overlock-Nähten und auch bei der Nähmaschine eine Nahtzugabe von 1 Zentimeter.
Beleg nähen für einen Halsausschnitt
Stecke die Schnittteile an den schrägen Kanten rechts auf rechts aufeinander.
Schließe die beiden Belegteile zu einem Ring, indem du die kurzen Enden zusammennähst.
Du kannst die Belegteile natürlich auch mit der Nähmaschine zusammennähen.
Dadurch wird der Beleg sogar noch etwas flacher, weil du die Nahtzugaben dann gut auseinanderbügeln kannst.
Bei Jersey wähle ich gern die Overlock-Variante, weil es schneller geht und die Naht sich nicht wellt.
Wenn du magst, kannst du jetzt den äußeren Rand des Belegs mit der Overlock oder mit einem Overlock-Stich versäubern. Das sieht sauberer aus und du kannst beim Abstepen dem Rand des Belegs leichter mit dem Finger folgen.
Ich veräubere die Kante meist nach dem Annähen. Wenn sich die Naht beim Versäubern ein wenig zusammenzieht, kannst du ihr mit ein oder zwei kleinen Schnitten die Spannung nehmen.
Beleg annähen
So wird der Beleg jetzt angenäht:
Befestigen den Beleg-Ring rechts auf rechts am Halsausschnitt des Shirts.
Achte dabei darauf, dass das Belegteil für den vorderen Ausschnitt auch auf dem Vorderteil des Shirts liegt.
Stecke den Beleg rundherum fest. Die Stoffkanten des Ausschnitts liegen dabei bündig aufeinander, die Schulternähte ebenfalls.
Nähe den Beleg mit der Overlock oder mit der Nähmaschine rundherum fest. Beginne die Naht an der Schulter.
Wenn du magst, kannst du jetzt noch , wie ich, die freie Kante des Belegs mit der Overlock oder mit einem Overlock-Stich versäubern.
Beleg verstürzen
“Den Beleg verstürzen” ist der Fachausdruck für: Den Beleg nach innen umfalten. Klingt aber professioneller.
- Also: Falte den Beleg nach innen 🙂
- Die Naht soll jetzt genau im Stoffbruch liegen
- Wenn die Naht unsichtbar sein soll, kannst du sie auch 1 mm nach innen legen
- Bügele die Kante mit Dampf
- Fixiere den Beleg mit Stecknadeln und steppe ihn von rechts fest
- Ich verwende dafür gern die Cover oder eine Zwillingsnadel, aber auch ein einfacher Geradstich sieht toll aus
- Zum Schluss steppst du von rechts noch im Nahtschatten der Schulternaht den Beleg fest, dann klappt er beim Tragen nicht um
Beleg nähen für Rock oder runden Saum
Wenn du einen Rock oder den runden Saum eines Kleides mit Beleg arbeiten möchtest, gehst du dabei genauso vor.
Kopiere das Schnittmuster wie oben beschrieben.
Markiere unbedingt, welches Schnittteil an das Vorder- und welches an das Rückenteil gehört.
Auf dem Bild siehst du übrigens meinen Kreidestift. Ich benutze ihn sehr gerne, wenn ich mit Jersey arbeite. Vorne hat der Stift ein kleines Rädchen, das eine ganz feine Kreidespur auf dem Gewebe hinterlässt. Die Markierung lässt sich später ganz einfach mit einem Schwämmchen oder einem Stück Stoff entfernen.
Beim Kopieren unbedingt an die Nahtzugabe denken!
Und die Seiten wieder mit der Overlock schließen. Nun den Belegring rechts auf rechts am Saum befestigen.
Dabei auf die Markierung für Vorder- und Rückenteil achten! 🙂
Wenn alles bündig festgesteckt ist, kann der Beleg angenäht werden.
Anschließend die offene Kante mit der Overlock versäubern.
Den Beleg nach innen falten und bügeln. Die Naht soll genau im Stoffbruch liegen.
Der Beleg wird jetzt von rechts rundherum abgesteppt. An den Seiten wird er von rechts im Nahtschatten der Seitennaht festgesteppt. Dabei sollte die Garnfarbe genau der Stofffarbe entsprechen, möglicherweise sogar eine Nuance dunkler sein.
Bei diesem Shirt habe ich den Beleg von rechts einfach mit der Cover festgenäht. Hier kann man Ton in Ton arbeiten. Oder dem Shirt mit Kontrastnähten Extra-Pfiff erleihen.
Du hast jetzt so richtig Lust bekommen, dich mal an einem Beleg auszuprobieren? Großartig! Wie wäre es mit einem tollen Stufenkleid im Boho-Look?
Hier geht’s zum Schnittmuster für Kleid Maris mit Beleg und Puffärmeln.
Hast du noch Fragen zur Anleitung?
Schreib es mir in den Kommentaren!
Happy simple sewing,
deine Sabine
Häufige Fragen
Was kann ich machen wenn das Schnittmuster für die Belege nicht in den Schnitten enthalten sind?
Bei einigen Schnitten ist das Schnittmuster für die Belege direkt schon enthalten, wenn das nicht der Fall ist, kannst du dir das Schnittmuster für den Beleg auch ganz einfach selber machen. Wie das geht, zeige ich dir in diesem Beitrag.
Was bedeutet es, den Beleg zu verstürzen?
“Den Beleg verstürzen” ist der Fachausdruck für: Den Beleg nach innen umfalten.
Warum sollte ich einen Beleg nähen oder einen Ausschnitt mit Beleg versäubern?
Es gibt viele Gründe, einen Beleg zu nähen und einen Ausschnitt mit einem Beleg zu versäubern. Es sieht super professionell aus, der Ausschnitt trägt sich angenehm, es gibt keine wulstigen Nähte und: es ist ganz einfach zu nähen!
22 Antworten zu „Beleg nähen – so wird er ganz einfach perfekt“
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Hallo, habe nur 1x einen Beleg genäht, so gut es ging.
Finde deine ausführliche Anleitung super, werde das probieren. Vielen Dank.
Renate-
Super, trau dich! 🙂
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Hallo liebe Sabine,
Beleg nähen
Beim Kopieren unbedingt an die Nahtzugabe denken!diesen Schritt habe ich nicht verstanden. Wenn ich das Schnittmuster als vorlage für den unteren Saum benutze – ist da die Nachgaben nicht schon drin?
Ansonsten: endlich habe ich die Sache mit dem magischen Dreieck verstanden- bisher habe ich immer … geschummelt 😉.
Meine nächste Musselin-Yule wird mit Beleg genäht und mit H 200! Dann wird s hoffentlich klappen.
Ich hab gestern soviele positive Kommentare bekommen als ich das Shirt bei einem Auftritt getragen habe! Herzlichen Dank!
Welches Shirt ist denn das maritime Blaue, das du hier trägst?
Habe noch einen freien Tag zum Nähen. 😁
Sei herzlich gegrüßt
Billa-
Hello liebe Billa, toll, dass du dir den Beitrag angeschaut hast.
Übrigens: Nimm lieber H609 als H200. Das ist flexibler und viel angenehmer zu tragen.
Das Shirt ist die Santje!
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Hallo Sabine,
Vielen Dank für deinen tollen Beitrag. Ich bin noch Anfängerin im Kleidung nähen, bis jetzt nur Taschen genäht.
Ich habe eine Frage: Steppe ich nach dem verstürzen 1 cm vom unteren Rand also Saum ab oder muss ich oben vom losen Rand vom Beleg Richtung Saum absteppen? Hoffe du verstehst was ich meine????
Liebe Grüße Sandra-
Hallo Sandra, du kannst den Beleg direkt auf dem Oberstoff, also von rechts, absteppen.
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Hallo Sabine, das ist wirklich sehr schön erklärt- irgendwie hätte ich aber einen Denkfehler,habe einige Zeit gebraucht bis ich es dann endlich verstanden habe. Im Nachhinein eine einfache Sache.:-)
Liebe Grüße
Monika-
Cool, vielen Dank für dein Feedback!
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Hallo Sabine,
kleiner Tipp von mir ? Durch Untersteppen der Saumzugabe (Beleg wird auf der Nahtzugabe festgesteppt) erhält man meiner Meinung nach ein noch besseres Ergebnis.
Liebe Grüße Astrid-
Ah, vielen Dank für den Tipp, Astrid! :9
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vielen, vielen Dank für die tolle Arbeit
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Sehr gerne! 🙂
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Hallo Sabine,
ich nähe viel und schon seit 40 Jahren.
Ich LIEBE deine Beiträge. Ich habe sehr viel dazugelernt und besonders dein Beitrag über Säume nähen war einfach wieder so gut und lehrreich!
Danke für die enorme Arbeit, was deine Blogbeiträge kosten müssen !
viele Grüße
Jaana-
Hallo Jaana, es ist echt lieb, dass du dir die Zeit für einen Kommentar nimmst.
Und dann auch noch für einen so schönen! Danke! 🙂
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Hallo Sabine, vielen Dank, bis jetzt bin ich immer ganz aufgeregt, wenn es ans Beleg nähen geht.
Ich finde ein Beleg ist einfach Edler als nur ein Bündchen. aber bei meiner Aufregung hat es nie geklappt. Inzwischen trinke ich erst mal einen Kaffee und dann geht es mit Musik ans nähen. Bei der nächsten Bluse mache ich es dann nach Deinem Beispiel.
Weiter so und noch eine gute Nähwoche.
Ulrike-
Hallo Ulrike, mit der Übung kommt auch die Gelassenheit, versprochen!
Wobei – wenn ich einen besonders edlen Stoff anschneide, bin ich auch nervös. 😉-
Hallo Sabine,
ich hatte nach einem schönen Halsabschluss gesucht, den man bei nicht dehnbaren Stoffen verwenden kann. Deine Anleitung ist toll und verständlich geschrieben und es ist mir gut gelungen!!
Liebe Grüße
Tanja-
Freut mich sehr, liebe Tanja!
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Super erklärt. Vielen Dank. Das probiere ich demnächst aus,
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Super! Liebe Grüße!
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Vielen lieben Dank für Deine Mühe, die tollen Anleitungen zu erstellen.
Herzliche Grüße
Uschi-
Gerne, Uschi! 🙂
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