Die ungewöhnlichsten Näh-Zutaten
von Sabine Schmidt
Die ungewöhnlichsten Näh-Zutaten? Du kennst sie alle. Viele davon benutzt du jeden Tag. Aber nicht zum Nähen. Ich zeige dir, wie clever es ist, gewöhnliche Alltagsgegenstände für dein Lieblingshobby zweckzuentfremden.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Viele Haushaltsgegenstände eignen sich hervorragend zum Nähen
- Damit erleichtern sie dir Handgriffe und helfen dir gleichzeitig, Geld zu sparen
- In diesem Beitrag stelle ich dir die praktischen kleinen Helfer vor und erkläre dir, wie du sie einsetzen kannst
Ganz einfache Haushaltsgegenstände können sich als praktisches Nähzubehör herausstellen. Und dafür musst du nicht mal in den Stoffladen gehen. Die meisten der hier vorgestellten Helferlein findest du direkt in deiner Küchenschublade.
Natürlich ist es sinnvoll, eine Basisausstattung von Nähzubehör am Start zu haben. Was genau du dir anschaffen solltest, habe ich dir in meiner Einkaufsliste für Nähanfänger zusammengefasst.
Zusammenstellung der ungewöhnlichsten Näh-Zutaten
Labello
- Wenn du einen Faden leicht mit Labello einfettest (Finger mit Labello bestreichen, Faden durchziehen), lässt er sich viel einfacher durchs Nadelöhr führen
- Auch Wachsreste von Kerzen eignen sich, um den Faden vor dem Einfädeln zu bändigen
Zehenspreizer
- Bestens geeignet, um gefüllte Unterfaden-Spulen zu sortieren
- Tipp: für unterschiedliche Farb-Familien die passenden Zehenspreizer aussuchen
Pinzette
- Anatomische Pinzetten sind obercoole Näh-Werkzeuge: Sie können Ecken ausformen, beim Umstülpen helfen, Schrägband glätten, Stofflagen zusammenhalten, Fadenreste aus dem Stoff zupfen und viele andere Sachen
- Ich habe meine anatomische Pinzette von Amazon und finde sie echt unentbehrlich
- Anatomische Pinzetten eignen sich übrigens auch toll, wenn du gerne Taschen nähen magst
Holzlöffel und Nudelholz
- Sie werden zu deinem besten Freunden, wenn du Nähte sauber ausbügeln willst: Von innen die Naht mit den Nudelholz ausformen und bügeln. Sauber!
- Für kleinere oder engere Näh-Stücke eignet sich der schmale Stiel des Holzlöffels
- Ganz genial sind diese kleinen Helfer, wenn du Rundungen, Kreise und Ecken nähen und ausformen willst
Washi-Tape
Du kannst Washi-Tape benutzen um:
- ein Schnittmuster auf Wachstuch oder laminiertem Stoff zu befestigen
- Nahtzugaben vom Wachstuch zu fixieren
- den Nähfuß abzukleben, damit beschichtete Stoffe besser rutschen
- Nahtzugaben auf der Stichplatte deiner Nähmaschine zu markieren
- Schnittmuster zusammenzukleben
Seife
- Seife eignet sich großartig als zeitweiliges Nadelkissen: Sie sorgt dafür, dass die Nadeln anschließend mühelos durch den Stoff gleiten
- Mit Seife kannst du aber auch schwer gängige Reißverschlüsse behandeln. Einmal leicht darüberreiben, dann rutschen sie wieder mühelos
- Tipp der Näh-ExpertInnen bei Facebook: Angespitzte Seife oder Seifenreste eignen sich als Ersatz für Schneiderkreide, besonders zum Markieren von dunklen Stoffen
- Nadelkissen aus Seife: Seifenstück mit Garn umwickeln
Radiergummi
- Ein Radiergummi ist unersetzlich, wenn du fest sitzende Flusenreste von deiner selbstheilenden Schneidematte entfernen willst. Lies hier auch gerne mal, wie man eine Schneidematte reinigen und pflegen kann
- Dasselbe erreichst du auch mit Gesichts-Reinigungspads aus Silikon
Gummiband
- Ähnlich wie Washi-Tape eignet sich Gummiband ebenfalls toll, um Nahtzugaben oder Abstände, die du beim Nähen einhalten möchtest, auf oder neben der Stichplatte zu markieren. Einfach den Stoff am Gummiband entlangführen
Ordnerklemmen und Haarklammern
- Haarklammern und Ordnerklemmen helfen dir, Schrägband an Ort und Stelle zu halten, beispielsweise beim Einfassen eines Quilts (schau dir gerne auch mal an, wie du ganz einfach eine Patchworkdecke nähen kannst)
- Sie halten Nahtzugaben fest und eigenen sich auch für Quiltsandwiches – alles bleibt, wo es ist
Bleistifte
- Zwei Bleistifte mit Klebeband verbunden, helfen dir, Schnittmuster zu vergrößern oder zu verkleinern bzw. Nahtzugaben einzuzeichnen. Einfach am Schnittmuster entlang malen
- Nachtrag: Diese Methode eignet sich allerdings nicht für Kleidungs-Schnittmuster sondern z.B. für Taschen, Kissen, Stofftiere etc. (an dieser Stelle danke für die Hinweise an die Näh-ExpertInnen bei Facebook!)
Zahnseide
- Zahnseide eignet sich zum Festnähen von Knöpfen und Verschlüssen, weil sie sehr reißfest ist
- Ungewachste Zahnseide entfernt Fadenreste, die zwischen den Scheiben für die Fadenspannung festsitzen
Nagellack
- Ein Tröpfchen Nagellack auf einem festgenähten Knopf hilft, die Fadenenden zu bändigen und verhindert, dass sich die Knoten lösen
Finde deine Mitte: Transparente Schnittmuster
Architektenpapier für Schnittmuster verwenden? Das geht!
Architektenpapier wird manchmal auch Skizzenpapier genannt. Es ist ein festes, transparentes Papier, das sich bemalen, schneiden und bügeln lässt. Also ideal für unsere Zwecke, oder?
Das Papier kommt in einer Rolle von meist 10 Metern und ist mit 63 cm breit genug für die meisten Bekleidungsschnitte. Und da Tesa ebenfalls gut auf dem Papier haftet, kann man für größere Teile auch zwei Bahnen aneinander kleben.
Die Rolle kostet unter 10 Euro und ist damit eine preiswerte Lösung für Vielnäher!
Du möchtest das Stoff-Design deiner neuen Tasche mittig platzieren – aber das Schnittmuster erlaubt dir nicht den richtigen Durchblick? Fertige das Schnittmuster aus PVC-Folie an! Mitte mit Kuli markieren und – voilá! Jetzt kannst du das Schnittmuster passgenau auf dem Stoffdesign platzieren – du kannst es auch wiederverwenden! 🙂
Übrigens: Ein aufgeschnittener Gefrierbeutel tut es auch – der hat darüber hinaus den Vorteil, dass du ihn sogar auf dem Stoff feststecken kannst.
Weitere Tipps
- Ein auf den Staubsauger gesteckter Trinklern-Aufsatz (z.B. von DM) eignet sich zum Reinigen der Nähmaschine
- Ein Tipp von Regina: Wenn die Schere schwergänging ist oder quietscht: Einfach die geöffnete Schere durchs Haar ziehen (klingt exotisch, soll’s aber bringen!) (ein Tropfen Nähmaschinenöl tut’s aber auch – für den Fall, dass deine Haare frisch gewaschen sind)
- Statt Schnittmusterpapier lassen sich auch Malerpapier aus den Baummarkt, Packpapier oder Partytischdecken auf Rollen zweckentfremden. Ich habe für mich kürzlich Schwedisches Transparentpapier entdeckt. Aber auch reißfestes Schnittmusterpapier ist sehr gut. Mehr Infos zum Schnittmuster-Kopieren findest du in meinem Beitrag dazu
- Wenn du gerne quiltest: Kauf dir keine teuren Quilting-Handschuhe! Viel preiswerter und genauso effektiv sind solche Gartenhandschuhe aus Strickmaterial mit Silikonnoppen
- Kissenfüllung von IKEA als Ersatz für Füllwatte (bis 60 ° C waschbar!)
- Bratschlauch eignet sich toll als Ersatz für Knisterfolie in Kuscheltieren und Activity-Spielzeug. Wichtig: Den Bratschlauch vor dem Einnähen lochen, sonst besteht Erstickungsgefahr
- Zum Umwenden von Taschenhenkeln, Applikationen o. Ä. eignet sich eine Venenklemme
- Blog-Leserin Kerstin hat in den Kommentaren unter dem Beitrag den tollen Tipp mit der Gewächshausfolie gepostet. Genial! Danke, Kerstin!
Gefällt dir meine Zusammenstellung der ungewöhnlichsten Näh-Zutaten? Dann schreib mir doch gerne einen Kommentar und verrate mir, welche Haushaltshelferlein in deinem Nähzimmer gute Dienste tun! 😉
Happy simple sewing, deine Sabine
Häufige Fragen
Welche Haushaltsgegenstände eignen sich zum Nähen?
Du kannst zum Beispiel Aktenklemmen, Labello oder Seifenstücke super zum Nähen verwenden.
24 Antworten zu „Die ungewöhnlichsten Näh-Zutaten“
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Ich verwende die MÅLA Papierrolle von Ikea für meine Schnittmuster, 30m mit 45cm Breite und das Papier ist etwas stärker als normales Druckerpapier. Ich habe vorher oft mit Zeiungen gearbeitet weil sie schön groß sind, aber beim feststecken sind sie oft zerrissen. Mit dem festen Papier kann ich das selbe Schnittmuster endlich öfter benutzen.
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Fast vergessen:
Ich verwende die Frixion-Stifte um Markierungen zu machen. Sie lassen sich durch Hitze wegradieren. Aber Achtung, grade bei dunklen Stoffen bleibt meistens ein blasser Streifen zurück. Mich stört es nicht, ich markiere nur die Schnittränder und die sind ja selten sichtbar 😉-
Stimmt! Vielen lieben Dank, Laura. 🙂
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Super Tipp, Laura, vielen Dank!
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Alles gute Ideen. Eine habe ich noch beizutragen: Die besonders starken Müllbeutel aus der Malerabteilung.
Schöne GrüßeBehrin
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Hallo Behrin, wofür verwendest du ihn denn?
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Danke, ganz tolle Tipps.
Ich nähe schon viele Jahre, aber auf keinem großen Niveau.
Ich habe für mich schon viele Ideen entwickelt. Zum. Beispiel nehme ich Tapete für Schnittmuster.
Warum ich noch nicht auf die Idee mit der seife gekommen bin ist mir ein Rätsel. Die kommt gleich auf meinen Einkaufszettel. Und viele Idee werde ich noch umsetzen.????????-
Sehr cool! Dann weiterhin viel Spaß beim Nähen! 🙂
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Ich habe vor ca. 60 Jahren eine Lehre als Konfektionsnäherin gemacht. Ich habe mir heute einmal die Zeit genommen und die Tips und Tricks angeschaut und gelesen. Es war sehhhhrviel Neues für mich dabei. Ich habe aber noch eine ganz spezielle Frage. Ich besitze einen Strickpullover mit doppeltem Rollkragen. Den Rollkragen würde ich gerne entfernen. Wie mache ich das am besten? Für einen Rat und eventuell eine Anleitung wäre ich sehr dankbar. Liebe Grüße Renate.
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Hallo Renate, toll, dass du SewSimple gefunden hast!
Ich würde einen Strickpullover ganz klassisch auftrennen, indem ich die Verbindungsnaht löse.
Auf jeden Fall ohne Schere, sonst verletzt du möglicherweise die Teile, die intakt bleiben sollen… 🙂
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Hallo Sabine,
einige Tipps kannte ich schon, aber der Tipp mit dem Radiergummi für die Schneidematte und mit der Folie, wenn man das Muster mittig setzen möchte, ist klasse und für mich notiert.Liebe Grüsse Silvia
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Toll! 🙂
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Ich habe diese ausradierbaren Stifte entdeckt, um das Schnittmuster auf den Stoff zu übertragen. Beim Bügeln verschwindet die Farbe dann automatisch.
Mittlerweile gibt es diese nämlich auch in der “ganz dicken” Version (Filzstiftstärke).Wünsche allen noch ganz viele Spaß, kreative Ideen und viel Erfolg beim Nähen.
Stefanie<
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Meinst du Frixion-Stifte, Stefanie? Die verwende ich auch sehr gerne! Liebe Grüße, Sabine
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Hallo Sabine, da der Bügelbrettbezug sus einer dünnen Schicht aus Schaumstoff und dem eigentlichen Stoff besteht, ist er in Verbindung mit Jeans völlig ausreichend für kleinere Utensilos etc.
Hier kann man ja Stunden zubringen… soviele tolle Tipps und Anregungen – vielen Dank dafür!
Viele Grüße und allen ein schönes Wochenende!
Beate-
Cool, dass dir mein Blog gefällt, Beate! Schau dich gerne in Ruhe um – es gibt immer was Neues. Wenn du Lust hast, melde dich für unseren Newsletter an – da gibt’s sogar ein Gratis-Schnittmuster für die süße Kosmetiktasche Lizelot dazu! 🙂
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Ich bin absolute Anfängerin und meine W6 kam an einem Samstagnachmittag vor wenigen Wochen, zusammen mit Scheren und einem Garnset. Da stand ich nun, wollte den ersten eigenen Versuch starten und hatte weder Stoff noch Volumenvlies. Bei mir im Dorf kein Stoffgeschäft in Sicht, deshalb fuhr ich zur Drogerie. Ein Bügelbrettbezug fiel mir für 2€ ins Auge, den ich, wieder daheim zusammen mit einer ausrangierten Jeans in das erste Utensilo zerschnitten habe. Sieht in der Kombination gut aus und fällt nicht in sich zusammen.
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Hallo Beate, genau, Jeans ist ein toller Stoff zum Üben – und für Näh-Projekte, die auch ohne Einlage einen schönen Sand bekommen sollen.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Entdecken der unendlich vielen genialen Näh-Möglichkeiten! Alles Liebe, Sabine-
Schon wieder lese ich viel länger als ich eigentlich wollte diesen Blog, den ich richtig super, erfrischend und inspirierend finde, habe mir als Nähanfängerin vor 1 1/2 Jahren bis heute immer wieder tolle Tipps (und auch Aufmunterung!!) herausgezogen. Mein vielseitigstes zweckentfremdetes Nähtool ist die hier schon mal erwähnte Arterienklemme, die ich als Ahle, zum Übereinanderhalten von elastischen Stoffen beim Overlocken, zum Ausformen von kleinen Ecken, zum Wenden dünner Stoffschläuche und und und…benutze, wärmstens zu empfehlen. Danke und lieben Gruß Susanne
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Ganz lieben Dank für den Tipp, Susanne!
Die Arterienklemme ist echt ein vielseitiges Werkzeug…
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Wenn ich ein großes Schnittmuster habe was ich häufiger benutze, dann übertrage ich es auf eine Einmaltischdecke aus Vlies. Diese ist flexibel, so gut wie reißfest, mit Nadeln fixierbar und es gibt keine großen Knicke wenn man sie zusammenlegt zum verstauen.
Lg Daniela-
Ein ganz toller Tipp, Daniela! Dankeschön!
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Hallo Laura,
ich les seit Stunden auf dieser Seite und bin auf deinen Tipp mit dem Malervlies gestoßen. Ich hab selber noch etwas davon liegen und bin begeistert über diese Idee und hab vielleicht noch nen Tipp für dich dazu. Es gibt für Outdoorstoffe, also für Gartenpolster, extra Garn, das bei Nässe aufquilt, damit die Nahtlöcher verschlossen werden. Ich glaube, es gibt das nur in Standartfarben, aber es könnte ja ein weiteres Problem bei dir lösen.Und zu dieser Seite muss ich, wie auch viele andere, meine Begeisterung ausdrücken. Ich nähe seit bestimmt mindestens 30 Jahren, aber es gibt ja immer wieder neue Dinge zum zweckentfremden =) und sowas lese und merke ich mir gern. Weiter so =))
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Vielen Dank für dein wunderschönes Lob, Elke! Das tut soo gut!
Und dein Tipp ist natürlich super. Ich werde mal in der Richtung ein bisschen forschen!Lieben Dank und jede Menge Grüße, Sabine
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